Was ist alfred schütz?

Alfred Schütz

Alfred Schütz (1899-1959) war ein österreichisch-amerikanischer Soziologe und Philosoph, der vor allem für seine Beiträge zur phänomenologischen Soziologie bekannt ist. Er gilt als einer der wichtigsten Theoretiker der Sozialkonstruktion der Realität. Seine Arbeiten befassen sich mit der Frage, wie Menschen Sinn in der sozialen Welt konstruieren und miteinander interagieren.

Kernideen und Konzepte:

  • Lebenswelt: Schütz baute auf Husserls Konzept der Lebenswelt auf und interpretierte sie als die intersubjektive, vorwissenschaftliche Welt des alltäglichen Lebens, die von Sinnstrukturen und Routinen geprägt ist.
  • Alltagswissen: Er untersuchte, wie Menschen ihr Alltagswissen nutzen, um die soziale Welt zu verstehen und in ihr zu handeln. Dieses Wissen ist oft implizit und wird durch Sozialisation und Erfahrung erworben.
  • Typifizierungen: Schütz betonte die Bedeutung von Typifizierungen als mentale Kategorien, die Menschen verwenden, um Objekte, Personen und Situationen zu klassifizieren und zu interpretieren.
  • Intersubjektivität: Ein zentrales Anliegen war die Frage, wie intersubjektives Verständnis zwischen Individuen möglich ist. Er argumentierte, dass Menschen durch gemeinsame Erfahrungen und geteiltes Wissen eine gemeinsame Welt konstruieren.
  • Motivationszusammenhänge: Schütz unterschied zwischen "Weil-Motiven" (Gründe für vergangenes Handeln) und "Um-zu-Motiven" (Ziele für zukünftiges Handeln), um die motivationale Struktur menschlichen Handelns zu erklären.
  • Sinnkonstruktion: Schütz betrachtete Sinn nicht als eine objektive Eigenschaft der Welt, sondern als ein Produkt der subjektiven Interpretation und sozialen Interaktion.
  • Relevanzstrukturen: Menschen wählen Aspekte der Welt aus, die für sie relevant sind und ordnen ihre Aufmerksamkeit danach.

Einfluss:

Schütz' Werk hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der qualitativen Sozialforschung, der interpretativen Soziologie und des symbolischen Interaktionismus. Seine Ideen wurden von späteren Soziologen wie Peter L. Berger und Thomas Luckmann weiterentwickelt.